Stricken und Häkeln
Eine alte Masche
Stricken ist eine alte Handwerkstechnik, ähnlich wie das Weben. Beim Stricken wie beim Häkeln werden allerdings Schlaufen beziehungsweise Maschen gemacht und so ein einziger Faden mit sich selbst verschlungen. Gestricke sind Maschenstoffe. Zum Stricken verwendet man zwei Nadeln oder ein sogenanntes Nadelspiel; für Zopfmuster noch zusätzliche Zopfmusternadeln. Das Stricken von Hand wurde im Mittelalter hauptberuflich ausgeführt - von Männern.
Mit der Erfindung von Strickmaschinen insbesondere zum Socken stricken wurde das Handstricken dann vornehmlich Frauensache. Ob Pullover oder Socken, ob aus echter Wolle, Baumwolle oder Kunst- und Mischfasern, Strick beziehungsweise Gestricke sind unverzichtbar für unsere Kleidung und sind immer in Mode. Auch T-Shirts und Trikots werden übrigens aus Maschinen-gestrickten Stoffen zusammengenäht. Der Vorteil: sie sind sehr dehnbar, anders als gewebte Stoffe. Man nennt alle Maschenstoffe auch Jersey. Ursprünglich wurden Strickgewebe nur aus Wolle gefertigt.
Mit Wolle stricken
Beim Stricken können besonders dicke, warme und dennoch leichte, weiche und stretchige Kleidungsstücke gefertigt werden, genauso wie elastische Bündchen ganz ohne Gummi und Elastan (Bild rechts: Rippen durch linke und rechte Maschen im Wechsel).
Doch Wollpullover und Wollsocken zeichnen sich auch durch andere Eigenschaften aus: sie sind Unikate, individuell zu gestalten und immer ein Hingucker. Neben einer großen Auswahl an Wolle und Garnen in allen Farben und mit verschiedenen Effekten, können Muster und eine unterschiedliche Oberfläche durch die verschiedenen Stricktechniken hergestellt werden. Dabei braucht man zum Stricken nur zwei Typen von Maschen: die rechten Maschen (links im Bild) und die linken Maschen (rechts im Bild), die unterschiedlich kombiniert viele verschiedene Erscheinungsbilder und Funktionen ergeben, wie etwa eng anliegende und dabei stark dehnbare Rollkragen (Bild oben rechts) und Bünde. Mit etwas Geschick und Können lassen sich auch luftige und filigrane Lochmuster etwa für Sommerpullunder und Kleider stricken.
Die neue Masche - Häkeln
Das Häkeln hat eine kürzere Tradition, obwohl sein Vorläufer das "Häkeln" oder Knüpfen von Fischernetzen ist. Tatsächlich werden beim Häkeln Schlaufen immer wieder durcheinander durchgezogen, egal ob mit Bastfasern, Lederbändern, Wolle oder Draht. Bis ins letzte Jahrhundert waren gehäkelte Dinge hin und wieder richtig altbacken bis spießig. Häkeln kann man nämlich praktisch alles, auch Umhüllungen für Klopapierrollen. Topflappen und Eierwärmer, Spitzendeckchen oder der Patchwork-Bettüberwurf sind ebenfalls alte Zöpfe. Doch Häkeln ist eine sehr kreative Handarbeitskunst - und buchstäblich DIE neue Masche für modische Beanies und Loops - Mützen und Schals, typbetont, auffällig bis extravagant und tragbar auch für Männer. Anders als beim Stricken gibt es mehr verschiedene Maschentypen: Von den Grundmaschen zum Aufnehmen und Abschließen der Häkelarbeit wie Luftmaschen und Kettmaschen über feste Maschen, halbe und ganze Stäbchen (Bild rechts) für normale Zwecke bis zu den komplizierten Muscheln, Noppenmaschen, Büschelmaschen oder gekreuzten Doppelstäbchen scheint die Erfindung neuer Maschen noch nicht abgeschlossen zu sein. Auf jeden Fall lassen sich tolle Effekte und interessante Oberflächen sowie verschiedene Festigkeit, Elastizität und Durchsichtigkeit bei der Häkelarbeit herstellen. Man kann überall an Rändern oder mitten im Arbeitsstück etwas anhäkeln und dabei auch die unterschiedlichsten Maschen und Garne kombinieren. Rundungen, Aussparungen für Durchblicke und dreidimensionale Objekte sind beim Häkeln leicht gemacht, genauso wie Schlaufen, Knopflöcher oder Laschen. Obwohl die richtige Formgebung, etwa für schicke Hüte oder bunte Häkeltiere, die in Japan beliebten Amigurumis (Bild rechts), durchaus anspruchsvoll umzusetzen sind, haben auch Anfänger schnelle Erfolge mit der Häkelarbeit. Sowieso ist eine Häkelnadel besser zu handhaben als zwei Stricknadeln oder ein ganzes Spiel. Und - man lässt beim Häkeln nicht so leicht die Maschen fallen.
Redensarten - Die Masche
Die Masche raushaben: Wenn ihr rausgefunden habt, wie ihr strickt, häkelt oder die Halfpipe mit dem Skatebord fahrt, wie ihr eure Eltern überredet euch das neue Kleid zu kaufen, oder eure Lehrer dazu bringt keine Hausaufgaben aufzugeben, dann habt ihr "die Masche raus".
Durch die Maschen fallen: Wenn jemand trotz einiger Möglichkeiten und Programme in kein Schema passt und nirgends unterstützt oder gefördert wird, dann ist er "durch die Maschen gefallen".
Durch die Maschen gehen /schlüpfen: könnte wiederum gut für euch sein, wenn ihr etwas ausgefressen habt aber nicht entdeckt und nicht dafür bestraft werdet.